Lacher hat Ketsch verlassen, jetzt dürfte die
Ente im Seehotel Ketsch (wunderschön gelegen im Naturschutzgebiet) wohl die Top-Adresse in Ketsch sein.
Zumindest wenn man dem Feinschmecker-Magazin glauben darf: Von denen klebt ein Aufkleber mit "2006" an der Tür - leider hatte ich es vergessen, genauer nachzusehen.
Aber es ist nicht alles Gold was glänzt....
Mittwoch Abend, Schwägerin lädt zur Geburtstagsfeier in die Ente im Seehotel in Ketsch ein.
Parkplatzsuche war schon etwas schwieriger. Nicht nur, dass nur noch wenige Parkplätze verfügbar waren, die Straße befand sich auch in einem Zustand, den ich kurz vor Glatteis bezeichnen würde. Ok, in einem Naturschutzgebiet sollte man nicht unbedingt die Gegend mit einer Salzlake überziehen, aber etwas Rollsplit wäre schon hilfreich gewesen.
Das Hotel empfängt die Gäste - dominiert vom großen Wintergarten an der rechten Hausseite - dezent beleuchtet und mit kleinen metallenen Fackeln längs des Zugangsweges. Das Ambiente strahlt Ruhe und Eleganz aus.
Die Dame im Eingangsbereich nimmt die Jacken ab und geleitet in den Speiseraum. Wir hatten das Glück, im Wintergarten direkt neben dem offenen Kamin zu sitzen. Man stelle sich das bildlich vor: Der Blick ruht auf dem ruhig prasselnden Feuer im (ok, verglasten) offenen Kamin, durch die Scheiben des Wintergartens wird das Auge auf die dezente Beleuchtung im Vorgarten gelenkt, das die schneeverhangenen Bäume samtweiß schimmern läßt. (bitte jetzt wieder atmen!
)
seufz
Keine Frage, das Essen ist sehr gut - meist. Ein Stubenküken war allerdings ungeniessbar. Laut Nachfrage des Chefkellners in der Küche lag die Soße "nicht ganz optimal in der richtigen Komposition" vor. So kann man es natürlich auch ausdrücken. Daß die Konsistenz des kleinen Vogels nach innen hin immer mehr in Richtung Rohfleisch ging, wurde wohl komplett unterschlagen.
Sei es drum. Dem Kellner war der Vorfall sichtlich peinlich und man bekam schon das Gefühl, dass so etwas auch hier nicht gerade täglich passiert. Wir wurden dann mit nicht berechnetem Essen, kostenlosem Nachtisch für die leidgeplagte Dame und Kaffee auf Kosten des Hauses entschädigt. Man hat einen Ruf zu verlieren.
Leider könnte auch noch etwas mehr Aufmerksamkeit auf das Personal gelenkt werden. Für 8 Personen in drei Stunden nur zwei Flaschen Wasser - da hat wohl jemand nicht allzu häufig nach den Getränken der Gäste gesehen. Dass man mir bei den Worten "danke, ich trinke heute keinen Wein" das Weinglas wegräumt, ist ja in Ordnung. Da ich erst einmal mit Apfelschorle gestartet bin, habe ich auf die Frage "
Darf ich Ihnen noch etwas Wasser nachschenken?" erst einmal wahrheitsgemäß mit "
nein danke, im Moment noch nicht" geantwortet. Warum mir dann daraufhin das Wasserglas weggeräumt wurde, kann ich bis heute noch nicht ganz nachvollziehen. Aber ok, ich bin ja auch kein Gourmet. Vielleicht gehört das ja so.
Mit der Speisenkarte hatte ich auch etwas meine Probleme. Ich bin zwar tendenziell Allesfresser, so gewisse Dinge wie Spinat lasse ich lieber entfallen und Fisch und Krustentiere kann ich auch nur essen, wenn ich Lust darauf habe. Dummerweise war die Kombination Vorspeise - Hauptgericht meist so ausgerichtet, dass eigentlich fast nur gleiche Kombinationen passten. Also z.B. Taube als Vorspeise und Stubenküken als Hauptgericht. Die Karte war mitunter schon etwas ausgefallen. Etwas gefehlt haben mir etwas die "Wald- und Wiesen-Essen" wie Lammrücken, oder ganz banale Steaks oder Lendchen, die bei entsprechendem Hunger auch stopfen.
Apropos Hunger: Mein Devise ist eigentlich die, dass Vorspeise und Hauptgericht genau so viel sein sollten, dass man wirklich satt ist. Das Dessert ist dann noch die zusätzliche Krönung, wenn noch ein bisschen etwas in den Magen passt. Bei der Ente waren die Gerichte mitunter etwas sehr - äh - übersichtlich. Acht dünne Schupfnudeln oder ein gehäufter Eßlöffel Spätzle kann man mitnichten als Sättigungsbeilage bezeichnen. Eigentlich dachte ich, diese kulinarische Unart wäre schon längst wieder aus der Mode gekommen....
Mein Resümee:
Das Seehotel mit dem Restaurant Ente versucht auf gehobenem Niveau den Anspruch von Gourmets zu treffen. Das Ambiente des Hotels und die Küche von Volker Anspach sind (bis auf diesen einen Ausrutscher) vortrefflich. Der Service könnte etwas aufmerksamer sein und die Homepage nicht gleich auf der zweiten Seite mit Rechtschreibfehlern glänzen.
Ich weiss auch bis heute noch nicht, wann das Restaurant geöffnet hat - auf der Homepage kann man so "Nebensächlichkeiten" leider nicht finden.) Ausser ein paar Bildchen findet man zum Restaurant leider nur belangloses Marketing-Blabla und (zuviele) Rechtschreib- Grammatik oder sonstige Patzer. (Warum stehen unter dem Punkt "
1. Halbjahr 2005 - Alle Termine auf einen Blick" nicht die Daten von 2005, sondern 6 Termine vom gesamten Jahr 2006?)